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Kurze Geschichte der Ortsgemeinde Malborn-Thiergarten

Malborn liegt am südwestlichen Ende des Landkreises Bernkastel-Wittlich und bildet zusammen mit dem drei Kilometer entfernten Ortsteil Thiergarten eine Gemeinde.

Mit rund 1300 Einwohnern ist sie zahlenmäßig die zweitgrößte in der Verbandsgemeinde Thalfang, zu der sie verwaltungsgeografisch noch gehört.

Urkundlich wird Malborn zum ersten Mal 981 erwähnt. In diesem Dokument - das Original ist nicht vorhanden, sondern nur eine Rekonstruktion aus dem Jahre 1215 – schenkt Erzbischof Egbert von Trier der Benediktinerabtei St. Marien in Trier die „Villa malbru“, um die angespannte wirtschaftliche Situation dieses Klosters zu verbessern. 

Die Anfänge des Ortes sind demnach zeitlich noch vorher anzusetzen, weil der erste urkundliche Nachweis nichts über die tatsächliche Gründung aussagt.

Man kann davon ausgehen, dass Malborn in der spätkarolingischen Zeit um 900 gegründet wurde.

Reiche Streufunde an verschiedenen Stellen der Dorfgemarkung deuten sogar auf eine frühgeschichtliche Besiedlung des Raumes um Malborn hin.

Der in der Urkunde von 981 gebrauchte älteste Dorfname »malbru« weist in seinen beiden Bestandteilen mal = Gerichtsstätte und bru = Sumpfwiese auf eine versumpfte und moorige Stelle hin, an der Gericht gehalten und Recht gesprochen wurde.

Die territoriale Zersplitterung der Hunsrückregion im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit wird am Beispiel Malborn musterhaft dokumentiert. Eine Urkunde vom 21. Dezember 1487 gibt uns darüber Auskunft, dass Malborn geteilt war.  

Im östlichen Teil des Ortes war die Grafschaft Sponheim begütert, während im wesentlichen Teil der Erzbischof und Kurfürst von Trier die Landesherrschaft ausübte. Die Trennlinie verlief mitten durch den Ort.

Ursprünglich war in der gesamten Region das Erzstift Trier als Grundherr eingetragen, während die Grafen von Sponheim nur die Vogtei inne hatten. Im Laufe der Zeit hatten es die Sponheimer jedoch verstanden, ihre Vogteirechte in territoriale Besitzrechte umzuwandeln.

Willi Schmitt vermutet, daß die Teilung auf eine Kompromissentscheidung zurückzuführen ist, die während eines Prozesses um Besitzrechte in diesem Gebiet zustande kam.

Der trierische Teil von Malborn mit einem Areal von 1430 ha gehörte verwaltungsmäßig als eine der 11 Zentnereien der Pflege Reinsfeld zum Kurtrierischen Amte Grimburg. Die Einwohnerzahl belief sich für Trierisch-Malborn im Jahre 1787 auf 129 Personen.

Die andere Hälfte des Ortes mit einer Gemarkungsfläche von 1 194 ha war dem Sponheimischen bzw. Badischen Oberamt Birkenfeld angeschlossen.

Die Bevölkerungszahl für diesen Teil des Dorfes wird im Jahre 1790 mit 139 Einwohnern angegeben

Die jahrhundertelange Trennung von Malborn wurde erst mit Beginn der französischen Herrschaft im Jahre 1797 beendet; die Gemarkungsgröße der nun wiedervereinigten Ortsteile (2 624 ha) hat sich bis auf den heutigen Tag nicht verändert.

Seit 1798 gehörte Malborn nun verwaltungsmäßig zur Bürgermeisterei Thalfang, bis 1814 unter  französischer  Verwaltung und danach unter preußischer.

Dem Umstand der langen Trennung trägt auch das Wappen der Ortsgemeinde Malborn Rechnung: Das rote Balkenkreuz im oberen Teil des Wappens weist auf die kurtrierische Herrschaft in Malborn hin, das rot-silberne Schach im unteren Teil auf die sponheimische. Darin eingefügt symbolisieren drei stilisierte Bäume den Waldreichtum der Gemeinde. Das heutige Thiergarten, Ortsteil von Malborn, entstand während der französischen Herrschaft. Unter den von der französischen Regierung konfiszierten Gütern befand sich auch die»ferme de Thiergarten«, ein ehemals kurfürstliches Hofgut, dessen Wurzeln zu Beginn des 14. Jahrhundert anzusiedeln sind. 

Die ehemalige Siedlung „Wüstenbrühl“ war ein Lehen, mit dem der Edelknecht Johann von Neumagen laut Lehensgegenbrief von 1329 von Erzbischof Balduin von Trier ausgestattet wurde. Etwas später ließen die Lehensträger in Wüstenbrühl eine Kapelle erbauen und sie mit Grundbesitz ausstatten.

Das Kloster wurde im 16. Jahrhundert aufgegeben, mehrmals verschenkt bzw. veräußert und schließlich als Hofgut Thiergarten 1806 versteigert.

1817 ging das 238 Morgen umfassende Gut in den Besitz von siebzehn Familien über, Nachkommen früherer in den Eisenhütten bei Züsch als Holzhauer, Köhler und Hüttenarbeiter tätiger Wallonen.

Die Einverleibung Thiergartens in den Gemeindeverband von Malborn -1834 heißt es erstmals: Thiergarten, Gemeinde Malborn -  war ein willkürlicher Verwaltungsakt.

Während der französischen Herrschaft gehörte das Hofgut Thiergarten zur Bürgermeisterei Hermeskeil, später auch der Ort Thiergarten. Die Vereinigung der »Colonie« Thiergarten mit Malborn erfolgte ohne Wissen und Zustimmung der Gemeinde.

In den Jahren 1840 bis 1862 sind daher wiederholt Bemühungen seitens der Malborner Gemeinde festzustellen, Thiergarten aus der erzwungenen Vereinigung wieder herauszulösen.

Aber alle Versuche, Thiergarten als eigenständige Gemeinde abzusondern, blieben erfolglos; selbst eine Beschwerde bei der Oberpräsidialbehörde wurde mit der Begründung zurückgewiesen, dass Thiergarten den finanziellen Erfordernissen für eine selbstständige Gemeinde nicht gerecht werden konnte.

Beide Dörfer blieben bis heute eine Zivil- und Kirchengemeinde.

Die Wirtschaftsstruktur von Malborn wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein weitgehend von der Landwirtschaft bestimmt. Haupterwerbszweige waren Ackerbau und Viehzucht. 

Primitive Bodennutzungsformen wie die Dreifelderwirtschaft und die Schiffelkultur waren um 1850 noch dominierende Betriebssysteme. Erst durch die Einführung des Fruchtwechselsystems und den Anbau von Futterpflanzen und Hackfrüchten wurden wesentliche Verbesserungen in der Nutzviehhaltung erreicht.

Ein Hemmnis für die Verbesserung der landwirtschaftlichen Situation in Malborn im 19. Jahrhundert war die enorme Besitzzersplitterung, Folge des von den Franzosen übernommenen Realteilungsrechts.

Die Erbsitte, Hof und Besitz nach dem Tode des Stelleninhabers gleichmäßig unter seine Erben aufzuteilen, führte zu einem Zerstückelungsprozess mit weitreichenden Folgen.

Die Zersplitterung des Bodens wurde spätestens dann problematisch, als wirtschaftlich noch sinnvolle Mindestbesitzgrößen unterschritten wurden.

Kleinstwirtschaften sicherten nicht mehr den nötigen Nahrungsbedarf für die Familie, jede Missernte hatte katastrophale Auswirkungen.

Eine solche Katastrophe bahnte sich Mitte der vierziger Jahre auf dem Hunsrück an, als zu den Missernten 1842, 1843 und 1845 auch noch die Kartoffelfäule kam. Die Not wuchs ins Unermessliche; besonders betroffen wurden die Bevölkerungsteile, die sich als Tagelöhner verdingen mussten, wie beispielsweise die meisten Thiergartener Kolonisten, die wegen Verdienstlosigkeit die hohen Preise für Kartoffeln und Brotgetreide nicht mehr beibringen konnten.

Auch die Jahre 1879, 1881 und 1882 standen im Zeichen schlechter Ernteerträge. Viele Familien versuchten sich daher der wirtschaftlichen Not durch Auswanderung, vornehmlich nach Nordamerika zu entziehen.

Andere Familienväter und junge Männer wandten sich anderen Erwerbsbereichen zu. Möglichkeit dazu bot ihnen die seit 1850 expandierende Saarindustrie. Anlaufpunkte der arbeitssuchenden Malborner und Thiergartener Männer wurden die Eisenhütte in Malstatt-Burbach und die Kohlengruben in Neunkirchen, Dudweiler, Saarbrücken -St. Johann und Völklingen.

Nach 1880 kam als weiterer Arbeitsmarkt die Ruhrindustrie dazu. Zwischen 1875 und 1897 meldeten sich insgesamt 104 Malborner Männer nach Westfalen ab, Wattenscheid, Bochum, Duisburg und Essen waren die Hauptziele.

Doch die Arbeitsaufnahme in den Industriezentren an Rhein, Ruhr und Saar änderte an den sozialen Verhältnissen in Malborn und im Ortsteil Thiergarten nur wenig, die wirtschaftliche Not war ein ständiger Wegbegleiter der Bevölkerung unserer Region.

Dazu kamen die Schrecknisse der beiden Weltkriege, die viele Todesopfer forderten. Die Namen der Gefallenen aus Malborn und Thiergarten seien uns eine ständige Mahnung.

Neben den menschlichen Verlusten mussten die Bewohner 1922/23 durch die Inflation den Verlust ihres Sparvermögens – sofern vorhanden – ertragen, später die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und die durch Hunger und Besatzungswillkür gekennzeichneten Nachkriegsjahre nach 1945. 

Erst mit der Währungsreform im Jahre 1948 und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland setzte langsam ein wirtschaftlicher Aufschwung ein, an dem auch die einfachen Menschen partizipierten.      

Die Tradition des Broterwerbs in der Saarindustrie setzte sich nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts fort. Der Wegfall des Bergbaus im Saarland und die Konzentration in der Stahlbranche haben das „Saargebiet“ als Arbeitsmarkt für hiesige Arbeitnehmer weitgehend reduziert.

Heute wird Landwirtschaft im Nebenerwerb in Malborn-Thiergarten nicht mehr betrieben, aus dem Bauerndorf von einst ist heute ein Ort mit gemischter Bevölkerungsstruktur geworden,

Mangelnde ortsansässige Industrie und Gewerbebetriebe machen es notwendig, dass die meisten Berufstätigen ein Pendlerdasein auf sich nehmen müssen.

 

Pfarrgeschichte

Pfarrgeschichtlich war Malborn bis 1804 Filiale von Geisfeld, seit 1808 ist es eigenständige Pfarrei.

Die katholische St.-Brixius-Kirche wurde 1806 erbaut. Kunsthistorisch interessant ist das prächtige Westportal, das von der St.-Anna-Kapelle in Trier stammt.

Bei der barocken Innenausstattung sind vor allem der Hochaltar, die beiden Seitenaltäre und die Kanzel als historische Kostbarkeiten zu nennen.

Eine grundlegende Sanierung des Kirchengebäudes und der Innenausstattung fand in den Jahren 1951 bis 1953 statt, bei der u.a. die Kirchenfenster ersetzt, eine neue Orgel und drei neue Glocken beschafft wurden.

Der in beeindruckenden Rokokoformen erschaffene Hochaltar wurde bereits 1931künstlerisch renoviert und noch einmal 2005 restauriert.

Die Filialkirche in Thiergarten wurde 1961 nach Vorstellungen des Malborner Pfarrers Ansgar Schneider und nach den Plänen des Architekten Prof. Thoma erbaut.

Eine besondere Faszination üben in dieser Marienkirche 14 kleine farbenfrohe und theologisch aussagekräftige Fenster aus, die der über dem Altar befindlichen Fensterrose zugeordnet sind.

 

Autor: Hermann Arend

Quelle: Willi Schmitt/Kurt Bach: Malborn. Ein Hochwalddorf und seine Geschichte, hrsg. von der Gemeinde Malborn, 1981

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